10/09/2008

“Ich bin ein Gamer!” – Interview mit Guillermo del Toro

Filed under: Allgemein — lars @ 15:54

deltoro.jpgKein Anderer vermag es derzeit mit einer solchen Phantasie ganze Welten auf die Leinwand zu zaubern, wie Guillermo del Toro. Was läge da näher, sein Talent auch auf andere Medien auszuweiten. Im Rahmen der Leipziger Games Convention sprach der Regisseur und Comicfan über seine Leidenschaft zu Games, sein aktuelles Projekt, die Verfilmung von Tolkiens “Hobbit”, und über sein eigenes Spiel “Sundown”.

Ihr Filme arbeiten stark mit Emotionen. Wie sehen Sie die Zukunft von emotionalen Geschichten in Computer- und Videospielen?
del Toro: Mit “Ico” und vor allem dem Nachfolger “Shadow of the Colossus” sind Spiele emotionaler geworden. Als ich mich an die Entwicklung von “Sundown” setzte, musste ich noch feststellen, dass die Publisher äusserst konservativ reagierten. Jetzt ist das anders. Was wir jetzt brauchen sind Ideen, wie man emotionale Szenarien kreiert.

Wie sehen sie das Verhältnis von Filmen zu Videospielen?
Videospiele sind zur Zeit an dem Punkt, an dem die Filme in den Sechzigern waren. Damals gab es Comicverfilmungen, wie die von “Spiderman”, in der der Held verspiegelte Sonnenbrillen trug – also echte B-Movies aus heutiger Sicht. Aber ich sehe da Hoffnung für die Zukunft. Durch “Sandbox Games” wie “GTA” bietet sich dem Spieler ein grossartiger Ort, um selbst kreativ zu werden. Man muss Videospielen mehr Respekt entegenbringen und sie als rein narratives Gut betrachten. Spiele werden sich so vom Begleitmerchandise zu Blockbustern hin zu eigenständigen Projekten mit Millionenbudgets entwickeln. Hollywood ist ein großer Dinosaurier, der sich behäbig bewegt. Ich hoffe, der Dinosaurier wird schnell genug werden, um die Entwicklung zu begreifen und sie nicht zu verpassen. Die Möglichkeiten für die Entwicklung von Spielen wären enorm, wenn man sich nicht an ein striktes Budget halten müsste. Auf der anderen Seite muss es aber auch einen Weg geben, ein revolutionaeres Spiel mit einem schmalen Budget zu erschaffen.

Sie haben in der Vergangenheit einmal gesagt, dass sie abwechselnd einen Film für sich drehen und einen für Hollywood.
Wo sehen sie da “Hellboy 2″?

Diese Aussage stimmt längst nicht mehr. Der erste “Hellboy” hat die Wende für meine Arbeit eingeleitet. Es war wie bei den Hunden: “my testicles dropped on `Pans Labyrinth`”. Auf einer gewissen Ebene persönlich, bzw. biographisch waren aber alle meine Filme. Meine Favoriten sind “The Devil`s Backbone”, “Pans Labyrinth” und “Hellboy 2″. Als ich den ersten “Hellboy” drehte, dachte ich, ich wäre Mike Mignolas Comicvorlage gerecht geworden. Doch ich musste erkennen, dass dies nicht der Fall war. Diesmal habe ich mir selbst erlaubt, ein wenig verrückter zu sein.

Die Geschichte lässt ja noch viele Fragen offen. Wird es einen weiteren “Hellboy”-Teil geben?
Das entscheidet alleine das Studio und wir werden es wohl erst wissen, wenn der letzte Euro “Ping” gemacht hat. Der dritte Teil wird in jedem Falle deutlich düsterer werden. Teil eins ist recht melancholisch, Teil zwei comichafter und Teil drei wird apokalyptisch, da wir uns der von Hellboy eingeleiteten Apokalypse nähern. Ein Problem stellt der “Hobbit” dar. Als der “Hobbit” in mein Leben trat, musste ich alles zurück lassen, selbst mein eigenes Land. Ein anderes Problem dürfte daher wohl die Tatsache werden, dass bei einem weiteren “Hellboy” der Hauptdarsteller dann älter als 60 Jahre sein wird. (lacht)

Wie waren die Reaktionen auf Ihren Film?
Sehr gut und das obwohl es kein einfacher Film ist. Die einzige Figur mit klaren moralischen Vorstellungen ist der Bösewicht. Alle Helden handeln falsch, machen Fehler. Der Schlüsselmoment ist der Kampf gegen die Kreatur, als Hellboy das Letzte seiner Art töten soll. Diese verwirrende, ungewöhnliche Plotwendung war mir wichtig.

Wie steht es mit Ihren Verbindungen zur Spieleindustrie? Ihr Kollege Peter Jackson entwickelt ja gerade einen Film zur Halo-Serie und ein gemeinsames Spieleprojekt mit Bungie.
Peter Jackson ist die perfekte Wahl für einen “Halo”-Film. Peter und ich wir sind im selben Boot. Er ist ebenso wie ich ein Gamer und weiss um die Möglichkeiten, die das Medium bietet. Bungie wiederum hat ein Spiel erschaffen, das “crazy and creepy” ist und ueber einen überraschenden Handlungsablauf verfügt. Das ist eine exzellente Kombination. Kaum einer versteht die interaktiven Elemente von Spielen so gut wie Peter.

Sie arbeiten gerade an einer Verfilmung von Tolkiens “Der Hobbit”. Ist das nicht mächtig angsteinflössend, ein solches Projekt anzugehen?
Ich bin Mexikaner, man kann uns nicht so leicht Angst einjagen. (lacht) Nun ja, ich habe einen enormen Respekt vor der Vorlageund ich nehme meine Aufgabe sehr ernst, aber Angst habe ich nicht davor. Auch weil eine ganze Reihe engagierte Leute hinter mir stehen, die eine Menge Liebe in das Projekt investieren.

Wie stehen Sie dem aktuellen Trend gegenüber, Videospielhits in Filme zu verwandeln?
Es gibt Spiele, wie “Shadow of the Colossus”, die keine Adaption benötigen, da sie abgeschlossen und nicht erweiterbar sind. Aber ich werde mir auf jeden Fal ein Ticket kaufen, wenn “Bioshock” in die Kinos kommt.