Bleibt alles anders Games Convention Online
Der Pressekonferenzraum der Leipziger Messe war voll besetzt, die Spannung förmlich spürbar. Dabei war das Ende der Games Convention, wie wir sie kennen und lieben, bereits im Sommer besiegelt worden. Messeleiter Wolfgang Marzin ließ daher auch gleich die Katze aus dem Sack: “Die Games Convention wird in diesem Jahr aussetzen.” Im Klartext heißt das, man gibt sich geschlagen. Zwei Messen mit der selben Zielrichtung machen keinen Sinn – das hat nicht zuletzt der Untergang der ECTS in London bewiesen. Sollte der BUI jedoch geschlossen nach Leipzig zurück kehren wollen – weil Köln es (mal wieder) verbockt oder weil, um es mit Marzins Worten auszudrücken, “die Branche sich auf das Know How der Leipziger Messe stützen möchte” – dann wären die Arme in Leipzig offen.
Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, plant man schon wieder Neues im Osten. Vom 31.7. bis 2.8. soll erstmals die Games Convention Online an den Start gehen. Die neue Messe wir den Schwerpunkt ganz auf Online-Gaming legen. “Browser – Client – Mobile” ist unter dem Logo zu lesen. Hier liegt die Zukunft. Denn im Gegensatz zu regulären Spielen unterligen Online-Games weniger dem technischen Wettrüsten – auch drei Jahre nach ihrem Erscheinen locken einige Games immer noch Millionen in ihre Onlinewelten. Durch die wesentlich geringeren Produktionskosten von Browser- und Mobilegames ist die Branche zudem nicht in hohem Maße von der grassierenden Wirtschaftskriese betroffen. Stattdessen boomt das Netzspiel weltweit und in keinem Land so sehr, wie in Korea. Mit dem Mutterland des Online-Gaming wird die GC-Online in Zukunft kooperieren. Hier zahlen sich die Connections der GC Asia aus, die man in den letzten Jahren etabliert hat.
Außerdem sind mit Big Point (deren Name über die Mikros gesprochen immer wieder für ein Klingeln in den Ohren der Anwesenden sorgte) und Gameforge zwei Größen der Onlinebranche im Boot. Mit ihrer Hilfe soll es im Sommer möglich sein, die erwarteten 70-100.000 Besucher der Messe mit Millionen Usern weltweit zu vernetzen. Was die Besucherzahlen anbetrifft könnte Leipzig Köln also zumindest virtuell überflügeln. Im Vorfeld soll es Championships quer durch Deutschland geben, die in einem Finale in Leipzig münden. Zudem will man etwa 100 Aussteller in die Messestadt locken, allerdings ausschließlich aus der Onlinebranche. Ob Hersteller wie Microsoft mit einem Xbox Live Stand oder Sony mit ihrer Home-Plattform ebenfalls dabei sind, bleibt abzuwarten.
Ebenso wie der Erfolg der Messe. Die Organisatoren sind zuversichtlich. Sie bauen auf die Einzigartigkeit dieser Veranstaltung. Weltweit gibt es nichts vergleichbares, “zum ersten Mal sagt einer ‘ich bringe die Branche an einen Tisch'”, wie es Nils-Holger Henning von Big Point ausdrückte. Ob das allein reicht und ob die GC-Online neben einem Branchentreff auch als Besuchermesse bestehen kann werden wir sehen. Tausende Coke- und Chips-gestählte Astralkörper hinter Flachbildmonitoren dürften aber nicht so sexy sein, wie die Messehostessen der letzten Jahre.
Trotzdem muss man der Leipziger Messeleitung gratulieren. Der Blick Richtung Online ist der einzig richtige, der Aufbau einer neuen Marke der einzig vernüftige Schritt. Und alle, die Ende August die Gamescom besuchen werden, können sich drei Wochen zuvor schon mal warm zocken. Aus eins mach zwei – die Gamerzukunft sieht gut aus.